Dieter Bretz in den Ruhestand verabschiedet
Nach 25 Jahren als Schulleiter an der Johann-Peter-Schäfer-Schule Friedberg ist Dieter Bretz zum 1. Februar 2016 in den wohl verdienten Ruhestand getreten. Die Verdienste des 65-jährigen um die Blinden- und Sehbehindertenpädagogik sind vielfältig. Unter seiner Verantwortung vollzog die Einrichtung in den 1990er Jahren zum einen die Gründung des Medienzentrums, das bundesweit Standards setzte und entscheidenden Anteil daran hatte, optimale Lernbedingungen für Schülerinnen und Schüler zu schaffen. Darüber hinaus baute die Johann-Peter-Schäfer-Schule unter Dieter Bretz die Abteilungen mit den Förderschwerpunkten geistige Entwicklung sowie körperliche und motorische Entwicklung deutlich aus, sodass Kinder und Jugendliche mit mehrfachen Beeinträchtigungen eine ihren Bedürfnissen entsprechende Förderung erhielten.
Dieter Bretz war über lange Jahre Mitglied der Bundesfachkommission für die Überprüfung von Lehr- und Lernmitteln für den Unterricht blinder und sehbehinderter Schülerinnen und Schüler. Er übernahm hierbei das Amt des Protokollanten.
Im Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik e. V. (VBS) war Dieter Bretz im Zuge der Debatte um die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention maßgeblich mit an der Erstellung des Spezifischen Curriculums zur Bildung, Erziehung und Rehabilitation blinder und sehbehinderter Kinder und Jugendlicher beteiligt.
Am 20. Januar wurde Dieter Bretz mit einem offiziellen Festakt in der Friedberger Stadthalle in den Ruhestand verabschiedet. Während der Feier lag eine Atmosphäre in der Luft, die deutlich spürbar zwischen Wehmut und Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit und die Verdienste des 65-Jährigen schwankte. Zur außergewöhnlichen Stimmung trugen nicht zuletzt die überaus gelungenen musikalischen Auftritte der Kinder und Jugendlichen bei, die von den beiden Lehrerinnen Astrid Scheifele und Beate Hesse organisiert worden waren. Neben dem Kollegium und der versammelten Schülerschaft waren auch Gäste aus der Bildungspolitik, der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik sowie vom Schulträger Landeswohlfahrtsverband (LWV) eingeladen, die Dieter Bretz‘ Engagement für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen in ihren Redebeiträgen würdigten. Sie zeichneten ein umfassendes Bild, das neben seiner hohen Kompetenz auch den Menschen Dieter Bretz darstellte. Dr. Erik Dinges vom Staatlichen Schulamt Friedberg sprach von einer großen Lücke, die Bretz hinterlasse, denn er habe die Belange der Schule immer mit viel Herz vertreten.
Ähnlich äußerte sich auch Daniel Bognar, Ministerialrat im Hessischen Kultusministerium: „Dieter Bretz ist ein Schulleiter gewesen, der präsent war und ein warmherziges Klima erzeugt hat. Den Leitsatz, der ein respektvolles Miteinander in den Vordergrund stellt, hat er stets mit Leben gefüllt.“
Helmut Seibert, Verwaltungsdezernent beim LWV, erinnerte an den nicht leichten Start 1990: „Er hat die Schule nach unruhigen Jahren in ruhiges Fahrwasser gebracht.“Die zu bewältigenden Herausforderungen durch die UN-Behindertenrechtskonvention thematisierte der Bundesvorsitzende des Verbandes für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik e. V. (VBS), Dieter Feser: „Dieter Bretz war es elementar wichtig, dass die Methoden und die spezifische Vermittlung der Inhalte in der Inklusionsdebatte nicht untergehen.“
Für Aufsehen und Anerkennung hatte auch der Besuch des Dalai Lama in der Johann-Peter-Schäfer-Schule im August 2011 gesorgt. Mit viel Vorbereitung wurde der Gast empfangen und entsprechend in der Presse gewürdigt. Zitat des Dalai Lama aus der Presse: „Ich bin besonders beeindruckt und berührt von der Arbeit derjenigen unter euch, die sich um diese Kinder sorgen. Bitte macht weiter mit dieser guten Arbeit“, sagt er. Er habe seinen Geist und seinen Körper ja sehr geschult. „Aber ich weiß nicht, ob meine Kraft reichen würde, das so wie ihr zu tun.“
Das Schlusswort blieb dem sichtlich gerührten Schulleiter vorbehalten: „So eine große Einrichtung ist keine Ein-Mann-Show; das ist wie ein quirliger, kreativer Organismus, der in ständigem Diskussionsprozess der einzelnen Zellengruppen nach seiner Bestform sucht. An einem solchen Prozess teilhaben zu können, ihn ein Stück weit zu lenken und beeinflussen zu können, habe ich immer als ein besonderes Glück meines Lebens empfunden. Unser aller Augenmerk liegt auf den Schülerinnen und Schülern. Wir sind neben ihren Familien die einzigen Lobbyisten, die sie haben. Ich finde, dass uns dies in besonderer Weise verpflichtet, ich habe meine Arbeit jedenfalls immer so verstanden.“
Emotional wurde es zum Abschluss, als die Schulband eine umgetextete Version des Hits „An Tagen wie diesen“ zum Besten gab und sich damit direkt an ihn wandte: „Herr Bretz, wir danken Ihnen, hoffen, Sie lächeln breit, denn ein Teil dieser Schule, sind Sie für alle Zeit“, lautete die Liedzeile, die allen an diesem Vormittag aus der Seele sprach.
Thomas Suer, Pressewart