Blinde und sehbehinderte Golfer sind auf dem Grün zwar noch immer eine Ausnahmeerscheinung, an der Johann-Peter-Schäfer-Schule in Friedberg aber mittlerweile keine Seltenheit mehr. Möglich macht dies eine Kooperation mit dem Golfclub-Oberursel-Skyline im Rahmen des Projekts „Abschlag Schule“ des Deutschen Golfverbands.
In diesem Schuljahr ist diese neue Kooperation entstanden, nachdem bereits in der Vergangenheit erfolgreiche Kooperationsprojekte mit dem Golfclub in Altenstadt durchgeführt wurden. Insgesamt nehmen dieses Jahr sieben sehbeeinträchtigte Schülerinnen und Schüler an den Trainingseinheiten teil, die wöchentlich auf dem Ockstädter Golfplatz stattfinden. Die Meisten von ihnen halten das erste Mal einen Golfschläger in der Hand. Dennoch sind laut Trainer Robert Schmalfuß bereits nach ein paar Wochen Fortschritte zu erkennen.
Ein großer Vorteil des Golfsports ist der „ruhende Ball“: Es gibt keinen Zeitdruck während des Spiels, wie es ansonsten in vielen wettkampforientierten Sportarten der Fall ist. Beim Golf spielt auch der Prozess der Selbstwahrnehmung ein große Rolle. Golfer mit einer Sehbeeinträchtigung sind zu Beginn des Trainings mit folgenden Fragen konfrontiert: Habe ich die richtige (Körper-) Spannung? Ist der Golfschläger in der richtigen Position? Habe ich genügend Standfestigkeit?
Sehbeeinträchtigte Golfer sind außerdem mit dem Problem konfrontiert, herauszufinden, wo sich ihr Ziel befindet. Eine Möglichkeit besteht darin, die Distanz zum Ziel abzulaufen und die Schritte abzuzählen, um einen gewissen Anhaltspunkt zu haben, wo sich das Ziel befindet. Dieser Aspekt der Raumwahrnehmung tritt beim Golfsport häufig auf: Durch das Ablaufen erhält der Golfer Informationen über Richtung, Distanz und Beschaffenheit der Oberfläche des Golfplatzes.
Neben den Golfübungen stehen Aufwärmübungen und mentale Übungen auf dem Trainingsplan, die von allen Beteiligten mit Begeisterung durchgeführt werden. Einige Schülerinnen und Schüler haben somit für sich eine Sportart entdeckt, die ihnen Spaß macht, und auch in ihrer Freizeit weiter ausgeübt werden kann.
Ein besonderer Dank gilt Klaus Mehler vom Golfclub Oberursel, dem hessischen Landesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte e.V., dem Förderverein der Johann-Peter-Schäfer-Schule sowie der Hans-Thoma-Schule Oberursel, die mit ihrer Unterstützung den sehbehinderten und blinden Schülerinnen und Schülern überaus spannende sportive Begegnungen und exemplarische Erfahrungen ermöglichen.